Mittwoch, 29. Januar 2014

Von Freud und Leid der Hundeerziehung

Ältere Generationen sagen oft: "So was hat´s bei uns nicht gegeben." Damals waren die meisten Hunde aber auch Hofhunde. Wenn diese Haustiere ausgebildet wurden, dann um bei der Jagd zu helfen oder für das Militär, die Polizei oder bei Hilfs- und Rettungsorganisaionen eingesetzt zu werden. Bei Privatpersonen dagegen hat Erziehung keine große Rolle gespielt. Mancheiner hatte vielleicht Vergnügen daran, seinem Hund ein paar grundlegende Befehle oder sogar einige Kunststücke beizubringen. Doch spätestens seit es den "Hundeprofi" gibt, sehen es viele Hundebesitzer als ihre Aufgabe an, aus ihrem den folgsamsten und besterzogensten Hund der Welt zu machen.

Eine gute Erziehung ist wichtig

Früher gab es vor allem in ländlichen Gegenden etliche streunende Hunde. Da sich ihr Leben meistens im Freien auf Bauernhöfen oder Gehöften abspielte, waren sie es gewohnt, auch mal ihre eigenen Wege zu gehen. Je nach Gemüt und Charakter eines solch streunenden Hundes konnte dies allerdings öfter zu schwerwiegenden Folgen führen. Ungewollter Nachwuchs, Keilereien mit anderen Hunden oder Unfalltod waren die häufigsten von ihnen. Inzwischen sieht man seltener streunende Hunde und das liegt sicher vor allem daran, dass sich die Bestimmungen in den Gemeinden verändert haben. Zum Schutz anderer Menschen (und auch Hunde) besteht in einem festgelegten Gebiet Leinenpflicht. Darüber hinaus hat sich die Einstellung zu seinem Tier verändert. Für ein friedliches Miteinander mit anderen Menschen und Hunden ist es wichtig geworden, dem vierbeinigen Begleiter Manieren beizubringen. Und das ist auch sicher richtig. Sitz, Platz, Komm, Hier, Fuß und Aus sind Kommandos, die jeder Hund können sollte. Vom kleinen Yorkshire-Terrier bis hin zum Neufundländer.

Erziehung ist keine Frage des Alters oder der Rasse

Wir wohnen in einem Neubaugebiet am Ortsrand mit schönen Spazierwegen zwischen den Grundstücken. Ich beobachte oft, wie Hundebesitzer hier entlang gehen und ihre Hunde ihr Geschäft verrichten lassen. Einige der Grundstücke sind noch nicht bebaut oder die Häuser befinden sich noch im Bau. Die meisten Gärten sind noch nicht hergerichtet und die Grundstücksgrenzen daher nicht eindeutig erkennbar. So kommt es immer wieder dazu, dass Hunde frei laufen oder an viel zu langen Langlaufleinen hängen, kreuz und quer über Grundstücke rennen und ihre Duftmarken hinterlassen. In 90 % der Fälle sind die Besitzer ältere Menschen. So viel zum Thema "So was hat´s bei uns nicht gegeben." Es ist aber dann auch kein Wunder, wenn sich andere über Hunde und ihre Hinterlassenschaften beschweren. Und das finde ich, muss nicht sein und kann auch leicht verhindert werden. Selbst wenn der Hund klein und der Besitzer etwas älter ist, ist Erziehung möglich. Dann würde es auch nicht vorkommen, dass der Hund schon um eine Ecke ist, während der Besitzer am anderen Ende der Leine noch gar nicht zu sehen ist. Ich gebe ja zu, dass die Gefahr, die von einem Yorkshire-Terrier ausgeht, recht klein ist. Aber die Gefahr, die vielleicht für ihn hinter der Ecke lauert und vom Herrchen oder Frauchen noch gar nicht gesehen werden kann, ist eventuell groß.

Man kann sich Rat und Hilfe holen

Mit Ausdauer, Geduld und Disziplin ist Hundeerziehung nicht schwer. Vor allem bei Hunden, die auf die Belohnung stehen, sollte es schnell klappen. Denn sie machen alles für ein Leckerli. Es gibt allerdings auch Rassen, bei denen funktioniert die Belohnung mit einem Spiel, Spielzeug oder durch Zuneigung wesentlich besser. Das muss man ausprobieren bzw. weiß man, wenn man seinen Hund gut kennt. Sitz, Platz und Aus kann man so recht leicht und schnell beibringen. Andere Kommandos wie Hier sind etwas schwieriger. Wer Probleme hat, kann sich Rat bei anderen (befreundeten) Hundebesitzern holen oder in eine Hundeschule gehen. Sowohl Amelie als auch Anela waren bei (verschiedenen) Hundetrainern. Hundebesitzer bekommen hier hilfreiche Tipps und können gezeigt bekommen, was sie u.U. falsch machen bzw. wie sie es richtig machen können. Einzelunterricht ist für unerfahrene Hundebesitzer und/oder problematische Hunde eine gute Option. Ansonsten werden normalerweise verschiedene Gruppenstunden angeboten. Manche Hundetrainer kommen auch zu euch nach Hause, wenn es bspw. eine spezielle Problemsituation gibt, die auf dem Hundeübungsplatz nicht trainiert werden kann.

Freud und Leid der Hundeerziehung

Bei intelligenten Exemplaren kann es jedoch passieren, dass sie die Übungen in der Hundeschule mit Pravour absolvieren, ihre Erziehung daheim dann allerdings wieder vergessen. Sie haben gelernt, dass das Training eine besondere Situation ist, in der sie sehr folgsam und konzentriert sein müssen. Daher ist der Besuch einer Hundeschule (leider) nicht das Ende der Erziehung. Jeden Tag muss weiter geduldig geübt werden. Und es muss immer mit Rückschlägen gerechnet werden. Anela ist z.B. ein sehr temperamentvoller Hund. Ist sie nicht ausgelastet, funktioniert die Konzentration nicht, sie ist übermütig und in Folge dessen klappen auch die Kommandos nicht. Mein Mann und ich haben eine Wiese entdeckt, die etwas abgelegen ist. Dorthin gehen wir inzwischen regelmäßig und machen Übungen mit Anela. Da sie die grundlegenden Kommandos bereits im Welpenalter beherrschte, trainieren wir dort vor allem Hier und Fuß, die noch nicht so gut klappen. Auf der Wiese stören uns keine Spaziergänger oder Autos und so kann sie einfach mal toben, ohne dass wir Angst haben müssen, dass sie im entscheidenden Moment nicht wieder zu uns kommt. Am Anfang werfen wir ihr einfach nur den Ball, den sie mit Ausdauer und Freude hinterher jagt und ihn uns stolz zurück bringt. Wenn sie sich ausgepowert hat, beginnt das eigentlich Apportier- und Erziehungstraining.

Spielerisch Manieren beibringen

Sie liebt das Ballspielen und als Belohnung reicht ihr meist schon, dass wir den Ball erneut werfen. Sie bekommt aber für korrektes Apportieren und sauberes Ball-in-die-Hand-ablegen natürlich auch Leckerchen. Wir trainieren vor allem mit diesem Spiel Hier und das Abrufen von ihrer "Beute". Das eine klappt ziemlich gut, das andere nur in Ausnahmefällen. Wobei das Abrufen bei einem Jagdhund natürlich sehr wichtig ist. Anela ist schon mehr als einmal einem Hasen hinterher gejagt und hat aufs Rufen überhaupt nicht mehr reagiert. Wenn sie dann auch noch außer Sichtweite gerät und womöglich in die Nähe einer Straße rennt, bleibt mir fast das Herz stehen. Ich weiß nicht woran das liegt. Vermutlich ist es von ihrem Gemütszustand und der Situation abhängig, denn es hat auch schon funktioniert, sie von einem Tier abzurufen. Ich kann mich nur leider nicht darauf verlassen, dass es klappt.
Wenn wir im Dorf spazieren gehen, üben wir vor allem Fuß und Stop. Stop ist im Gegensatz zu Bleib, was das Verharren an einem Ort befehlen soll, das Anhalten im Laufen. Mir ist es wichtig, dass Anela sofort stehen bleibt, wenn ich ihr es sage. Damit sie nicht einfach auf die Straße läuft oder ich rechtzeitig in eine mögliche Gefahrensituation eingreifen kann. Wir versuchen sehr vorbildliche Hundeführer zu sein und andere Fußgänger nicht zu belästigen. Schließlich gibt es auch genug Menschen, die Angst vor Hunden haben.

Wir hoffen, dass wir euch ein wenig motivieren konnten, an den Manieren eurer Hunde zu arbeiten. Wer die richtigen Methoden gefunden hat, die Hund und Herr gleichermaßen Spaß machen, kann Erziehung sogar große Freude bereiten. Wir werden auf jeden Fall auch in Zukunft noch ganz oft zu unserer Wiese fahren und dort trainieren. Denn uns geht das Herz auf, wenn wir unsere Golden Retriever Hündin voller Freude über die Wiese rennen sehen, weil sie uns ihren Ball bringen möchte.
Bis demnächst ...



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